Kaprálová, V. (1915 - 1940)

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Trio pro dechové nástroje für Trio d'anches
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EVB 3124                              Partitur & Stimmen

Kaprálová, V. (1915 - 1940)

Trio
pro dechové nástroje

pour trio d'anches

 

Trio pro dechové nástroje

 

Ein neues Werk für Trio d’anches

 

Vom 18.12.1937 bis Februar 1938, nur wenige Monate vor ihrer Übersiedlung nach Paris, schrieb Vitezslava Kaprálová, nahezu in Reinschrift, 2 Seiten eines Trios für Oboe, Klarinette, Fagott. Dieses Trio blieb ein Fragment.

 

2011 habe ich dieses Werk rekonstruiert und mit dem Trio Lézard am 22 Juni desselben Jahres im Rahmen des Festivals „Mitte Europa“ im Schloß Decin (Tschechische Republik) uraufgeführt. Diese Rekonstruktion ist im Oktober 2011 im Egge-Verlag Coblenz am Rhein erschienen.

 

Paris 1937

 

Vom 25. Mai bis zum 25. November 1937 fand in Paris eine ganz besondere Weltausstellung statt: Exposition Internationale des Arts et Techniques dans la Vie Moderne.

 

Die Botschaft dieser Expo sollte eindeutig sein: Kunst und moderne Technik, das Nützliche und das Schöne widersprechen sich nicht, sondern ergänzen sich.

 

Diese Weltausstellung, mit den sich drohend gegenüberstehenden Pavillons der UdSSR und Nazi-Deutschlands, mit Picassos Gemälde „Guernica“ (Spanien befand sich seit 1936 im Bürgerkrieg), beherrschte 1937 das Stadtbild der Metropole an der Seine.

 

Auch in der „klassischen“ Musik nahmen in dieser Zeit die modernen Techniken einen immer größeren Raum ein: Durch die neuen elektrischen Mikrofone konnte man sehr genaue Aufnahmen machen, diese entweder über das Radio weltweit (die transatlantischen Übertragungen waren eine wahre Sensation) empfangen oder auf Schellackplatten im heimischen Wohnzimmer anhören, und dies, sooft man wollte.

 

Heute ist die Omnipräsenz von Musikaufnahmen eine Selbstverständlichkeit, in den 30er Jahren war es eine in dieser neuen Qualität noch nie da gewesene Offenbarung.

 

 

 

Fernand Oubradous (1903 – 1986)

 

 

 

Ebenfalls 1937 erhielt eine außergewöhnliche Künstlerpersönlichkeit in Paris einen „Grand Prix du Disque“:

 

Fernand Oubradous erhielt seinen ersten „Grand Prix du Disque“ nicht als Dirigent, sondern als Fagottist für seine maßstabsetzende Aufnahme des Fagottkonzerts B-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart.

 

Das ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert.

 

Zum Einen: der Preis wurde  einem Bläser verliehen (!), und dann: nicht etwa einem Flötisten, sondern ausgerechnet einem Fagottisten! Dem Fagott. Bei Weitem nicht die Primadonna unter den Holzblasinstrumenten...

 

 

 

Fernand Oubradous war jedoch ein Kind seiner Zeit. Er hatte erkannt, dass er die Neuen Medien Radio und Elektromikrophon für sich nutzen konnte und hatte im Jahre 1937 schon über 80 (!) Schellackplatten aufgenommen! Der „Grand Prix du disque“ für das Mozart-Fagottkonzert war also auch eine Anerkennung dieser absolut außergewöhnlichen Leistung des 34-jährigen.

 

Die allermeisten Aufnahmen hatte Oubradous bis 1937 mit seinem 1927 gegründeten „Trio d’anches de Paris“ gemacht.

 

Auch hier war Oubradous maßstabsetzend:

 

Quasi aus dem Nichts hatte er 1927 eine neue kammermusikalische Gattung kreiert: Ein Trio, in dem nur Rohrblattinstrumente vertreten sind: Oboe, Klarinette, Fagott; ein Rohrblatt-Trio (frz.: „trio d’anches“).

 

Es gab zwar schon vor 1927 vereinzelt einige wenige Werke in dieser Besetzung, aber es war Oubradous’ Verdienst, aus einer ad-hoc-Formation, in der die Musiker für jeweils nur ein Stück zusammengestellt wurden, eine Standard-Besetzung zu machen, so, wie ein Streichquartett seit Haydn, und ein Bläserquintett seit Reicha.

 

Zwei Trio d’anches vor 1927

 

 

 

Fernand Oubradous war der Sohn des Solofagottisten der Pariser Oper (dessen Nachfolger er ebenfalls wurde) und wuchs im Umfeld der 1879 vom Flötisten Paul Taffanel gegründeten Sociéte des Instruments à Vent auf.

 

Diese „Société“ hatte sich zwei Ziele zur Aufgabe gestellt: Die Förderung französischer Musik und eine Renaissance der Bläserkammermusik nach dem Vorbild des 18. Jahrhunderts (Harmoniemusiken).

 

In der Sociéte des Instruments à Vent spielten die prominentesten Holzbläser der Pariser Orchester sowie die Professoren des Pariser Conservatoire. Sie war auch in den 1920er Jahren noch sehr aktiv und hat sehr viele Komponisten dazu animiert, Werke für Holzblasinstrumente zu schreiben.

 

In diesem Zusammenhang entstand das allererste wichtige Werk für Trio d’anches (wobei es diese Bezeichnung damals noch nicht gab, Fernand Oubradous war der erste, der diese einführte):

 

Heitor Villa-Lobos (1887 – 1959) hatte 1921 in Rio de Janeiro ein Trio für Oboe, Klarinette, Fagott geschrieben. Dieses sehr stark von Stravinsky beeinflusste, technisch enorm anspruchsvolle Werk hatte seine Uraufführung in Paris am 9. April 1924, Salle des Agriculteurs, in einem von Jean Wiéner organisierten Konzert.

 

Die Musiker der Uraufführung waren keine geringeren als Louis Gaudard (Oboe), Gaston Hamelin (Klarinette) und der berühmte Fagottist der Uraufführung des Sacre du Printemps (und Kollege von Oubradous Senior) Gustave Dhérin. Allesamt Mitglieder der „Société“.

 

Bei diesem Konzert war Fernand Oubradous ganz bestimmt anwesend.

 

Ein weiteres Werk, welches Fernand Oubradous dazu animieren sollte, eine eigene Gattung, das Trio d’anches, zu begründen, war ein Werk von Erwin Schulhoff: „Divertissement“ für Oboe, Klarinette, Fagott.

 

Schulhoff war nach einem Paris-Besuch von dem Können der Mitglieder der „Société“ derart beeindruckt, dass er daraufhin eine ganze Reihe von Werken für Holzbläser geschrieben hat, so auch 1927 sein „Divertissement“; heute -wie das Trio von Heitor Villa-Lobos- ein Standardwerk der Trio-d’anches-Literatur (der französische Titel „Divertissement“ mag eine Révérence an die Société sein).

 

Trio d’anches de Paris

 

Von 1927 bis 1944 schrieb dann das „Trio d’anches de Paris“, welches Oubradous mit dem Oboisten Myrtil Morel und dem Klarinettisten Pierre Lefebvre gegründet hatte, Musikgeschichte:

 

Nahezu alle Werke, die in den 30er und 40er Jahren für Trio d’anches komponiert wurden, haben eine direkte oder zumindest indirekte Verbindung mit dem „Trio d’anches de Paris“. Und zwar unabhängig davon, wo sie komponiert wurden.

 

Wie hatte Oubradous das erreicht?

 

Für einen Komponisten ist es immer sehr wichtig, dass seine Werke eine große Verbreitung erfahren. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 hatte Anfang der 30er Jahre auch Frankreich erfasst. Mit Folgen für die Komponisten. Große, kostspielige Werke hatten kaum Aussicht auf Erfolg, ein Trio, zumal in einer neuartigen Besetzung, war da vielversprechender!

 

Wer für Oubradous komponierte, konnte erhoffen: einen Verlag (L’oiseau Lyre, Éditions Selmer), der die Trios veröffentlicht, viele Aufführungen des Werkes auf höchstem Niveau und dies in vielen verschiedenen Ländern, Radiokonzerte und obendrein noch die Aussicht auf eine Schellackplattenaufnahme!

 

Nach dem 2. Weltkrieg spielte F. Oubradous kaum noch Fagott, sondern wurde ein bekannter Dirigent und bedeutender Lehrer für Kammermusik. In seiner eigens für ihn gegründeten Kammermusikklasse am Conservatoire formte er viele weitere „Trio d’anches“ und trug damit zur raschen Verbreitung der Besetzung in ganz Europa bei.

 

 

 

Pierre-Octave Ferroud (1900 – 1936)

 

Das Trio d’anches de Paris trat in allen Pariser Kammermusikgesellschaften auf (La Sérénade, Triton, La Spirale, Société Nationale de Musique, Société de Musique Indépendante). Es konzertierte in ganz Europa auf Kongressen für zeitgenössische Musik und spielte Livekonzerte im Radio.

 

Ganz besonders wichtig war für das „Trio d’anches de Paris“ die Bekanntschaft mit dem Komponisten und Musikkritiker Pierre-Octave Ferroud.

 

Dieser hatte 1933 ein Trio für Oubradous und sein Ensemble komponiert („Trio en Mi“) und bemühte sich in der Folge sehr um die Verbreitung dieses Werkes.

 

Ferroud hatte 1932 die Kammermusikgesellschaft „Triton“ gegründet, welche schnell europaweit zur modernsten und wichtigsten Gesellschaft dieser Art wurde.

 

Er knüpfte enge Kontakte zu anderen europäischen Kammermusikgesellschaften und förderte, im Gegensatz zu den anderen Pariser Gesellschaften, die neue französische Kammermusik gerade dadurch, dass er Musik z.B. aus Osteuropa programmierte und dass daraufhin, quasi im Gegenzug, die befreundeten europäischen Gesellschaften und Radiosender die neuesten Werke aus Paris entdeckten und aufführten.

 

Als Triton-Organisator und mit Musik für Trio d’anches im Gepäck, reiste Ferroud 1933 nach Florenz (Maggio Musicale), Amsterdam (SIMC-Fest), Salzburg (Festspiele, F. Oubradous hatte eine Bearbeitung für Trio d’anches der 5 Divertimenti für 3 Bassetthörner von W.A. Mozart angefertigt, verlegen lassen und auf Schellack aufgenommen, knapp 60 Minuten Musik!), Prag, Wien, Budapest, Zagreb, Ljubljana und Bratislava.

 

1934 reiste er nach Prag, Wien, Salzburg und Winterthur; 1935 wieder nach Prag, Budapest, Zagreb, Cannes, Monte Carlo, Florenz, Salzburg, erneut Prag (SIMC-Fest), Wien, Budapest.

 

1936 unternahm Ferroud wieder seine Reisen als Vertreter der Kammermusikgesellschaft Triton. Auf dieser Reise verstarb er jedoch bei einem tragischen Autounfall (17.8.36 bei Debrecen, Ungarn).

 

Für die Verbreitung der neuen Gattung „Trio d’anches“ waren Ferrouds Aktivitäten ein Segen: Nun schrieben nicht mehr nur die Komponisten, die sich in Paris niedergelassen hatten, für diese neue Besetzung, sondern in ganz Europa wurden fortan Trio d’anches komponiert und von neu formierten Ensembles aufgeführt.

 

 

 

Bohuslav Martin? & Vitezslava Kaprálová 1937/38

 

Martin? war schon 1923, im gleichen Jahr wie Vitezslava Kaprálovás Vater Václav Kaprál, nach Paris gekommen um seine Studien zu vervollständigen. Er nahm Unterricht bei Albert Roussel und sollte die Capitale erst nach dem Einmarsch der deutschen Truppen 1940 in Richtung USA verlassen.

 

Er war schon ein geachteter Komponist als er 1937, ebenfalls auf Initiative von Fernand Oubradous, sein Trio d’anches „Quatre Madrigaux“ komponierte. Martin?s Lehrer Albert Roussel übrigens begann zeitgleich ein Trio d’anches, konnte jedoch nur den ersten Satz (Andante) vor seinem Tod vollenden. Die Uraufführung der „Quatre Madrigaux“ durch das Trio d’anches de Paris erfolgte 1938 in Paris.

 

Nach 5 Jahren Studium am Konservatorium in Brno schrieb sich Vitezslava Kaprálová 1935 im Prager Konservatorium ein, um bei Vít?zslav Novák, einem Schüler Antonín Dvo?áks, Komposition und bei Václav Talich Dirigieren zu studieren.

 

Kurze Zeit nach ihrer Ankunft in Prag wurde sie Mitglied der dortigen Gesellschaft für Neue Musik „P?ítomnost“. Alois Hába, Karel Reiner und Karel An?erl waren ebenfalls Mitglieder.

 

Dort traf sie auf Pierre-Octave Ferroud (SMIC-Fest) und konnte erste Kontakte mit der Kultur aus Paris knüpfen.

 

1937 reiste Bohuslav Martin? nach Prag um mit Václav Talich (dem Dirigierlehrer von V. Kaprálová) die Premiere seiner Oper Julietta (1938, Prag) vorzubereiten. Bei dieser Gelegenheit lernte er die Tochter seines Freundes Václav Kaprál kennen und konnte Vitezsla

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