Devienne, F. (1759 - 1803)

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Quatrième Sonate pour hautbois et basse, opus 71/1 - Urtext.
Basse continue de Jean-Louis Petit
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EVB 2608                                         Spielpartitur & Stimmen

Devienne, F. (1759 - 1803)

Quatrième Sonate pour hautbois et basse, opus 71/1 (Urtext) 
Basse continue de Jean-Louis Petit

Die sechs Sonaten "pour hautbois avec accompagnement de basse" komponierte François Devienne 1795 "pour son ami Sallantin"; sie wurden in Paris bei Sieber verlegt.

Erstaunlicherweise haben sie heute im Repertoire der Oboisten nicht den ihnen gebührenden Stellenwert. Dies ist umso verwunderlicher, als sich Deviennes Musik bei den übrigen Holzbläsern – mit Kammermusiken und Konzerten für Klarinette, Flöte sowie für Fagott – großer Beliebtheit erfreut.

Musikalisch gesehen gibt es nur wenige andere Sammlungen von sechs originalen Oboensonaten, die sich mit diesen "Sallantin"-Sonaten messen können.

In der Geschichte des Oboenbaus markieren sie zudem wie kein anderes Werk Abschluss und Neuanfang:

Über hundert Jahre hatte sich die Oboe baulich kaum verändert. Sie wurde in ganz Europa –den jeweiligen regionalen Stimmtonhöhen angepasst – gebaut und gespielt und hatte sich insbesondere in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreut. Diese, heute als "Barockoboe" bezeichnete Oboe hatte eine breite Bohrung und sehr kleine Tonlöcher. Sie konnte nur in wenigen Tonarten spielen und hatte einen Ambitus von kaum mehr als zwei Oktaven.

Gerne wird heute die Anzahl der Klappen als Maßstab für die Weiterentwicklung der Oboe angesehen. Ausschlaggebend für den neuen Klang der Oboen war jedoch um 1800 die Verengung der weiten, "barocken" Bohrung.

Obwohl später Triébert in Paris die heute weltweit gespielte enge Mensur und die "Conservatoire"-Mechanik der Oboe erfand, waren um 1800 die großen Pariser Oboisten (Sallantin, Garnier und Vogt) Verfechter der "alten" Oboe. Man hielt an der weiten Mensur und dem schönen Klang der Instrumente von Delusse fest und lehnte die Neuerungen Sellners ab.

So sind auch Deviennes Sonaten auf einer zweiklappigen Oboe mit breiter Bohrung gut spielbar. Der mit der weiteren Bohrung einhergehende geringere Blasdruck kommt dem Interpreten sogar sehr entgegen.

Geschickt nutzt Devienne alle Stärken dieses Instrumentes und vermeidet – bei aller Virtuosität – Passagen, die auf einer "alten" Oboe unspielbar wären.

Deviennes sechs "Sallantin"-Sonaten bilden den Abschluss der ersten hundert Jahre des Oboenbaus.

Zugleich war es aber gerade der Widmungsträger Sallantin, der in Paris die fis-Klappe einführte.

Viele Passagen der vorliegenden Sonaten werden durch diese Klappe leichter spielbar. Somit stehen diese 6 Sonaten und ihr Widmungsträger auch für den Ausgangspunkt einer Suche nach einer zuverlässigen Mechanik der Oboe; einer Suche die 75 Jahre später zur heutigen Mechanik führen sollte.

Vorliegende Ausgabe bringt den Urtext der Sieberschen Edition von 1795.

Die Opuszahlen 70 (für die ersten drei "Sallantin"-Sonaten) und 71 (für die Sonaten vier bis sechs) sind die Bezeichnungen der um 1810 bei André erschienenen zweiten Auflage. Die Erstausgabe von Sieber trägt keine Opusnummer.

An keiner Stelle wurden Artikulationen angepasst. Lediglich einige Vorzeichen über den Noten sind Vorschläge des Herausgebers.

Zu großem Dank ist der Egge-Verlag Herrn Jean-Louis Petit für die Realisierung des Continuo-Parts und für die Oboenkadenzen verpflichtet.

Dem Clavier-Spieler, der lieber seine eigene Aussetzung improvisieren möchte, diene die separate Stimme mit Bass und Oboe.

Aachen, im August 2006, Stéphane Egeling 

François Devienne (* Joinville 1759 - Paris 1803) war Erster Flötenlehrer am Pariser Konservatorium; als Komponist zeichnete ihn – wie die meisten großen Interpreten seiner Zeit – ein überbordender Schaffensdrang aus: Sonaten, Konzerte, konzertante Sinfonien, Opern u.s.w., Werke, die oft in den berühmten "Concerts Spirituels" zur Aufführung gelangten. Devienne war auch Virtuose auf dem Fagott.

Die vorliegenden drei Sonaten gehören zu den 6 Sonaten für Oboe, die dem Oboisten Sallantin gewidmet waren. Sallantin war Oboenspieler im Orchester der Pariser Oper und – wie Devienne – Lehrer am Konservatorium. Diese Sonaten sind also für ein Instrument mit 4 Klappen gesetzt worden. In einer späteren Ausgabe sind diese 6 Sonaten in zwei Heften mit je 3 Sonaten erschienen.

Ich habe diese Werke 1965 mit Gaston Maugras aufgenommen, ein würdiger Nachfolger Sallantins auf der Stelle des Solo-Oboisten im Orchester der Pariser Oper.

Unbestreitbar ist der musikologische Wert dieser Werke, denn sie spiegeln das musikalische Leben im Paris der damaligen Zeit wider – (wobei anzumerken ist, dass die Akteure dieser Pariser Musikwelt den größten Musiker des 18. Jahrhunderts, W.A. Mozart, beeinflusst haben: Mozart gesteht, er sei beeindruckt vom Können der Pariser Instrumentalisten sowie von dem Interesse der französischen Komponisten für die Form des Konzerts und der konzertanten Sinfonie).

Es war jedoch nicht allein der Aspekt des musikologischen Wertes, der mich veranlasst hat, diese Stücke für die "Collection Grand Siècle" auszuwählen – eine 20 CD umfassende Kollektion, die ich für DECCA aufgenommen habe. Meine Wahl wurde hauptsächlich von den musikalischen Qualitäten dieser Werke bestimmt und von ihrem Anspruch an die technische Virtuosität; dieser Anspruch zeigt uns, welch hohes Niveau die Oboenspieler mit einem Instrument erreicht hatten, das noch längst nicht mit all den technischen Hilfen ausgestattet war, die unseren heutigen Interpreten das Spiel erleichtern.

 

Solche Werke haben mehr verdient als die schulmäßige Ausarbeitung ihres Generalbasses in der Art einer Harmonielehre-Übung, insbesondere, wenn sie im Konzert aufgeführt werden sollen, was ihre eigentliche Bestimmung ist. Aus dieser Erkenntnis ergibt sich, dass diese Stücke praktisch neu gesetzt werden müssen – ein Unterfangen, das eher einer große Umsicht erfordernden Kompositions-Übung als einer Anfänger-Übung der genannten Art oder einer routinemäßigen Continuo-Improvisation gleichkommt.

 

Ein solches Unterfangen ist für mich eine Aufgabe, die mir immer wieder Freude bereitet: aufbauend auf meinen Erfahrungen als Komponist, Cembalo-Spieler und Dirigent setze ich die Generalbässe aus, die die Komponisten des Barock und der Klassik aus Mangel an Zeit, aus Mangel an Papier (Papier war rar und teuer) und manchmal aus Bequemlichkeit – (ich nenne keinen Namen) – nicht selbst ausgearbeitet haben.

Das Ergebnis dieser Arbeit lege ich hier für diese drei Werke von Devienne vor.

Die Ausführung dieser Stücke, die die beste klangliche Wirkung gewährleistet und die musikalischen Qualitäten der Werke am besten hervortreten lässt, ist diejenige mit Oboe und klassischem Generalbass – Cembalo und Violoncello – also mit drei Interpreten. Eine Ausführung mit zwei Spielern ist jedoch ebenfalls möglich: Oboe und Bass (Violoncello oder Fagott) und, was besser wäre, Oboe und Cembalo allein. Die vorliegende Ausgabe ist für diese verschiedenen Möglichkeiten konzipiert.

Ich habe darauf verzichtet, Angaben zur Dynamik hinzuzufügen; es versteht sich jedoch von selbst, dass die wenigen Nuancen des Originals nicht ausreichen, die jeweils beabsichtigte Wirkung zu erzielen.

Ich meine jedoch, dass unsere heutigen Interpreten zwar einerseits oftmals an ihre Grenzen stoßen wenn es darum geht, einen Klavierpart nach einer Bezifferung auszuarbeiten, andererseits jedoch immer imstande sind, mit leichter Hand jegliche Art von Nuancen zu erfinden. Ich überlasse ihnen also gern diese Arbeit.

Jean-Louis Petit

 

 

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